„Geschichten austauschen - Wahrnehmung ändern" lautet das Motto 2011 für den Welttag des Stotterns am 22. Oktober. Wörtlich nimmt dies die Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V. (BVSS) und ruft dazu auf, am Welttag persönliche Stories und Gedanken über Stottern miteinander zu teilen. Soziale Netzwerke wie Facebook, You Tube & Co. bieten dafür besonders vielfältige Möglichkeiten. Jeder, der zum 22. Oktober einen kurzen Text, einen Clip oder ein Bild zum Thema Stottern veröffentlicht, ist daher aufgerufen seinen Beitrag mit der BVSS-Pinnwand zu verknüpfen: www.facebook.com/stottern.bvss
Stottern ist nicht selten, rund 1% der Gesamtbevölkerung ist davon betroffen, in Deutschland gibt es etwa 800.000 Stotternde. „Da finden sich zahlreiche Schicksale, Erlebnisse, Meinungen und sicher auch Fragen zu Stottern", ist Prof. Martin Sommer, Vorsitzender der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V. (BVSS) überzeugt. Der Neurologe, der selbst seit seiner Kindheit stottert, motiviert zu einem offensiven Umgang mit der Sprechbehinderung, „Man kann über Stottern reden! Sich auszutauschen hilft Betroffenen, ihre Ängste abzubauen, es nimmt aber auch Nicht-Stotternden ihre Unsicherheit im Kontakt mit Betroffenen".
Dass Stottern für viele noch immer ein Tabu ist und Un- oder Halbwissen das Leben mit der Sprechbehinderung unnötig belasten, belegen auch die Fragen und Berichte von jährlich rund 4.000 Ratsuchenden, die sich an die zentrale Informations- und Beratungsstelle der Stotterer-Selbsthilfe wenden. Dabei steht längst fest: Stottern entwickelt sich unabhängig von der sozialen oder kulturellen Herkunft und ist nicht vom Bildungsgrad oder dem Umgang innerhalb der Familie abhängig. Vielmehr geht man heute von einer erblichen Veranlagung aus. „Vereinfacht gesagt funktioniert das Zusammenspiel von rechter und linker Gehirnhälfte bei stotternden Menschen anders, als bei flüssig sprechenden", erklärt Prof. Sommer, der mit einem Team an der Universität Göttingen selbst zu Stottern forscht.
Wichtiger als die Ursachen ist für Stotternde die Akzeptanz ihrer Mitmenschen. Martin Sommer bringt es auf den Punkt: „Stottern ist eigentlich nur eine andere Form des Sprechens". Einander ruhig zuhören, lockeren Blickkontakt halten und jeden seine Sätze selbst zu Ende bringen lassen, sind daher die beste Unterstützung im Gespräch mit einem Stotternden, denn, so Sommer, „wer stottert weiß genau was er sagen möchte, er kann es im Moment nur nicht fließend aussprechen".
Quelle: Pressemitteilung der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V. (BVSS)