Forscher der Vanderbilt Universität haben eine Erklärung dafür gefunden, warum auch lange nach der Hörbeeinträchtigung z.B. durch eine Mittelohrentzündung bei einigen Kindern noch eine Hörschwäche bestehen bleibt. In einer kritischen Phase im Kindesalter entwickelt der Mensch anscheinend typische Hörmuster im Gehirn, so dass er Sprache und andere akustische Signale leichter einordnen und wiedererkennen kann. Verhindert bei einer Mittelohrentzündung dickflüssiger Schleim im Ohr, dass Töne weitergeleitet werden, kann dies die Entwicklung des Hörzentrums im Gehirn, das die akustischen Signale verarbeitet, beeinträchtigen. Es kommt zu einer längerfristigen Abnahme der Hörschärfe - ähnlich der so genannten Amblyopie beim Sehen. Für diesen Sinn ist schon länger bekannt, dass eine mangelhafte Weiterleitung von optischen Signalen von einem Auge zum Gehirn in der Kindheit auf der entsprechenden Seite zu einer Schwachsichtigkeit führen kann.
Dr. Daniel Polley und seine Kollegin Dr. Maria Popescu basieren ihre „Amblyaudio-Theorie" auf der Beobachtung von Ratten in verschiedenen Altersstufen („Kinder", „Jugendliche" und „Erwachsene"), denen sie über zwei Monate lang ein Ohr abgedeckt hatten, so dass die Tiere nur auf einem Ohr richtig hören konnten. Es zeigte sich, dass die Stelle im Gehirn, die mit dem verschlossenen Ohr verbunden war, schwächer reagierte, auch nachdem das Ohr wieder frei war. Je jünger die Tiere, desto ausgeprägter war die Fehlentwicklung. Laut den Forschern spricht dies für die starke Empfindlichkeit des sich noch entwickelnden Gehirns in der Kindheit. Sie betonen jedoch, dass auch noch im Erwachsenenalter Veränderungen stattfinden können.
Quelle: Neuron, Science Daily, wissenschaft.de, ddp