Nach Angaben der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) brauchen immer mehr Kinder unter 7 Jahren eine sprachtherapeutische Förderung. Etwa 15.000 Kinder bekamen 2009 solch eine Unterstützung, die von der Krankenkasse übernommen wurden. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Anzahl damit verdoppelt. Auf der anderen Seite sank bei Kindern, die älter als 7 Jahre sind, die Anzahl der Verordnungen. Dazu meint Dr. Gerhard Kroschke, beratender medizinischer Experte der DAK, dass der Erfolg natürlich schneller einsetzt, wenn eine Therapie früher begonnen wird.
Die Zahl der über die DAK behandelten Kleinkinder bis 3 Jahre stieg von 90 auf 450. „Sicher sind in dieser Altersgruppe Therapien sinnvoll, wenn Kinder zum Beispiel im Mundbereich operiert wurden und dies das Sprechen lernen erschwert oder sogar verhindert. Im Allgemeinen macht es aber nicht viel Sinn, mit einem sonst gesunden Kleinkind so früh eine Sprachtherapie durchzuführen", so Dr. Kroschke. Nach der gängigen Lehrmeinung gilt ein Therapiebeginn nach dem 3. Geburtstag bei therapiebedürftigen Sprachstörungen als sinnvoll.
Er rät, Kindern genügend Zeit und Möglichkeiten zu geben, um ihre sprachlichen Fähigkeiten selbst auszubauen. Er sieht im Sprachdefizit kleiner Kinder und den steigenden Verordnungen in diesem Alter auch einen Zusammenhang zur Integrationsproblematik. „Kinder, deren Eltern kein Deutsch sprechen, weisen öfter Sprachdefizite auf", so Dr. Kroschke. Eine sprachtherapeutische Behandlung ist hier aber nicht der richtige Ansatz.
Spätestens zum Schulbeginn sollten Kinder deutlich sprechen können. Deshalb ist es am sinnvollsten, wenn nötig, eine Behandlung im Alter zwischen 4 und 5 Jahren zu beginnen.
Quelle: aerzteblatt.de