Töne sehen zu können, Farben zu hören oder einen Geruch beim Betrachten eines Bildes wahrzunehmen - derartige Assoziationen erleben Menschen, die als Synästheten bezeichnet werden. Die außergewöhnliche Koppelung zweier Sinneseindrücke wird mit gesteigerter Intelligenz und Kreativität in Verbindung gebracht. Besonders künstlerisch veranlagte Menschen erleben diese Synästhesien. Berühmte Synästheten waren zum Beispiel der Komponist und Pianist Franz Liszt sowie der Komponist und Organist Olivier Messiaens.
Seit Jahren weiß man, dass Synästhesien familiär gehäuft auftreten. Doch nun entdeckten Schmerzforscher zufällig ein verantwortliches Gen für dieses Phänomen. Das internationale Forscherteam vom Institut für Molekulare Biotechnologie der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien und von der Harvard Medical School in Boston suchte eigentlich nach speziellen Genen, die für das unterschiedlich starke Schmerzempfinden von Menschen verantwortlich ist. Von den 600 bisher gefundenen Genen, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind, wählten sie für ihre Studien das Gen ?2?3. Tests zeigten, dass Menschen mit Mutationen an diesem Gen ein geringeres Schmerzempfinden haben als Menschen mit einem unveränderten Gen. Bei der Untersuchung der Schmerzverarbeitung an Mäusen mit Mutationen des ?2?3-Gens konnten die Forscher mit Magnetresonanztomografie-Aufnahmen des Gehirns den Verlauf des Schmerzsignals im Körper sichtbar machen. Dies zeigte, dass das Signal bei den Mäusen mit Gendefekt unverändert in einer bestimmten Gehirnregion, dem Thalamus ankommt, von dort aber nicht korrekt in die Gehirnrinde weitergeleitet wird. Stattdessen tauchten Aktivitätsmuster in Gehirnregionen auf, die für optische, akustische oder geruchliche (olfaktorische) Eindrücke verantwortlich sind und so Synästhesien hervorrufen können.
Quelle: SpingerMedizin.de