Tinnitus: mögliche Kieferfehlstellung behandeln lassen

Tinnitus - das Rauschen und Klingeln im Ohr wird in den meisten Fällen nur vom Betroffenen selbst wahrgenommen. "Die Ursachen für einen so genannten subjektiven Tinnitus sind vielfältig und reichen von Mittelohrerkrankungen über Hörsturz und Lärmtraumata bis hin zu Stress. Dass hinter dem Problem auch eine Fehlstellung des Kiefergelenks stecken kann, ist bisher nur wenigen bekannt", erklärt Prof. Walter Lückerath von der Universität Bonn.

Wenn nur der geringste Punkt darauf hindeutet, dass eine Mitbeteiligung des Kiefergelenks vorliegt, ist schleunigst zu handeln. Nur so ließen sich jene Patienten herausfiltern, bei denen der Tinnitus tatsächlich auf eine Fehlstellung des Kiefers zurückzuführen ist. Mittelohr und Kiefergelenk liegen ganz eng beieinander und sind nur durch eine dünne Knochenlamelle getrennt. „Bei der so genannten cranio-mandibulären Dysfunktion (CMD) kommt es unter anderem durch eine angeborene Zahnfehlstellung, Zähneknirschen, einseitigem Kauen oder Zahnprothesen zum Verlust der richtigen Bisshöhe. Dadurch wird der Unterkiefer nicht mehr genügend stabilisiert und der Kiefergelenkkopf verlagert sich", erklärt Prof. Lückerath. Daraus resultieren die für CMD-typischen Kiefergelenkgeräusche. Wird beim Mundschließen der Kiefergelenkkopf weit nach hinten in Richtung Mittelohr geschoben, ist der Druck auf zwei dazwischenliegende Nerven enorm. Ein Tinnitus oder auch Schläfen-Kopfschmerzen können die Folgen sein. Abhilfe schafft z.B. eine spezielle, hauchdünne Schiene aus glasklarem Kunststoff, mit der die Gelenkköpfe wieder in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht werden. Der Patient muss mindestens vier Wochen Tag und Nacht die so genannte Pivot-Schiene im Oberkiefer, die zum Ausgleich des Fehlbisses hinten leicht erhöht ist, tragen. Beim Schließen des Mundes dreht sich nun der Unterkiefer um diesen künstlichen Aufbiss und zieht das Kiefergelenk nach unten. Diesen Effekt kann der Patient verstärken, indem er täglich so oft wie möglich das Kinn mit der Faust abstützt. Ist die Kieferfehlstellung die tatsächliche Ursache des Tinnitus gewesen, bessern sich bei den Betroffenen bereits nach zwei bis vier Wochen die Symptome. Viele vernehmen nach Abschluss der Behandlung keine Ohrgeräusche mehr. Und auch andere Leiden wie Augen- und Kopfschmerzen lindern sich bei einer regulierten Kieferstellung.

Anhaltende Ohrgeräusche sollten Betroffene grundsätzlich vom HNO-Arzt abklären lassen. Bei Verdacht auf eine Kieferfehlstellung wird der HNO-Arzt den Patienten an einen Zahnarzt weiterempfehlen.

Weitere News im News-Archiv