Tinnitus: Innenohrprothese kann Hörqualität verbessern

Im Kampf gegen quälende Ohrgeräusche (Tinnitus) bei einseitiger Taubheit setzen Freiburger Mediziner auf den Einsatz von Hörschnecken-Prothesen, so genannten Cochlea-Implantaten. Diese Hörgeräte werden direkt in der Hörschnecke des Innenohrs platziert. Die Behandlungsmethode ist deutschlandweit erstmalig in Freiburg erfolgreich gegen die störenden Ohrgeräusche getestet worden. Die Patienten litten weniger unter den Geräuschen und erhielten zudem ihr Hörvermögen teilweise zurück.

In Deutschland leiden nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) rund 13.000 Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren unter einseitiger Taubheit. In mehr als 80% der Fälle sind starke Ohrgeräusche, der Tinnitus, die Folge. Bei anhaltenden Beschwerden ist die Lebensqualität der Patienten häufig durch Schlaflosigkeit und Depressionen mit nachfolgender Arbeitsunfähigkeit stark beeinträchtigt. Auch junge Menschen sind zunehmend betroffen. Behandelt werden Tinnitus-Patienten bei einseitiger Taubheit bislang mit einem klassischen Hörgerät, das äußerlich am noch intakten Ohr oder am Ohrknochen platziert wird. Hörschnecken-Prothesen wurden bislang nur bei vollständiger Taubheit eingesetzt.

Die in Freiburg genutzte Prothese setzt direkt im Innenohr an, übernimmt die Funktion der Hörschnecke und ersetzt dort die natürliche Reizübertagung der Sinneszellen auf den Hörnerv. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Hörschnecken-Prothese bei Patienten mit einseitiger Ertaubung alternativen Methoden deutlich überlegen ist", sagt Dr. Susan Arndt, Oberärztin an der Hals-Nasen-Ohren-Universitätsklinik in Freiburg. "Bei 98% der Patienten verschwand der Tinnitus teilweise oder sogar vollständig, wenn das Implantat eingeschaltet ist. Zudem verbessert sich sowohl das Richtungshören als auch das Sprechverstehen bei den Patienten erheblich. "Selbst bei zusätzlicher Geräuschkulisse und wenn die Sprache von Seiten des tauben Ohrs kam, konnten Patienten mit Implantat deutlich mehr verstehen als zuvor mit einem konventionellen Hörgerät."

Wichtig ist es, dass Betroffene frühzeitig zum HNO-Arzt gehen. Auch Neugeborene und Kinder sollten untersucht werden. Ist das Innenohr bereits verknöchert oder besteht die Taubheit bereits seit längerem, kann das Implantat nicht eingesetzt werden. Empfehlen die Ärzte die Hörschnecken-Prothese, wird sie in der Regel von der Krankenkasse finanziert. Die Hörschnecken-Prothese kostet rund 20.000 Euro, ein klassisches Hörgerät zwischen 1.000 und 6.000 Euro.

Quellen: dpa / Pressemitteilung der DGHNO KHC

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