Etwa 10% der Bevölkerung in Deutschland leiden unter Ohrgeräuschen. Ob die Entwicklung eines Tinnitus im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Mobiltelefonen steht, wurde bisher nicht untersucht. Dabei strahlen die von den Geräten emittierten Mikrowellen auf das Innenohr und auf das dort ansässige Gleichgewichtsorgan aus, wo der Entstehungsort eines Tinnitus vermutet wird. Prof. Michael Kundi und seine Kollegen von der Universität Wien haben sich deshalb dieser Fragestellung angenommen und 100 Patienten mit chronischem Tinnitus über ein Jahr mit 100 Personen gleichen Alters und Geschlecht ohne Ohrgeräusche verglichen. Alle Studienteilnehmer waren Handy-Besitzer.Es zeigte sich, dass Mobilfunk-Nutzer, die das Handy schon länger gebrauchten, zu 37% häufiger an einem Tinnitus leiden. Bei Personen, die länger als 10 Minuten am Tag mobil telefonieren, war das Risiko um 71% erhöht. Für Personen, die bereits seit mehr als 4 Jahren mobil-telefonierten, war das Risiko sogar verdoppelt. Neben dem Zufall kann aber auch eine Reihe von Verzerrungen ein scheinbar erhöhtes Risiko anzeigen. Am häufigsten ist ein "Recall-Bias" der Tinnitus-Patienten zu vermuten, die aufgrund ihrer Erkrankung und einem vermuteten Zusammenhang die eigene Handynutzung schnell überschätzen. Die Studie kann den Zusammenhang zwischen Tinnitus und Mobilfunk-Telefonen also nicht abschließend beweisen. Sie dürfte aber Anlass sein, die Handy-Nutzung in künftigen Studien zu möglichen Tinnitus-Ursachen einzubeziehen.
Quelle: Dt. Ärzteblatt