Stotternde Kinder sollten von ihrer Umwelt und insbesondere von den Eltern nicht ständig darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie diese Sprachschwierigkeit haben. Häufige Ermahnungen und Korrekturen verunsichern die Kinder und lenken deren Aufmerksamkeit noch deutlicher auf den Sprechvorgang. Dadurch können sich laut des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendpsychiater (BKJPP) die Symptome weiter verstärken. Eltern unterstützen ihr Kind, wenn sie ihm zeigen, dass sie vor allem an dem Inhalt des Gesagten interessiert sind und nicht an der Form. Negative Reaktionen auf das Stottern erhöhen den Leidensdruck des Kindes, so dass es eine Sprechangst entwickeln kann. Diese kann dann auffälliger und belastender sein als das Stottern selbst.
Stotternde Kinder erleben, dass sie zeitweise die Kontrolle über ihr Sprechen verlieren und schlagen verschiedene Strategien ein, um diese belastende Situation zu bewältigen. Manche Kinder versuchen, aus der Stotter-Situation zu fliehen oder kämpfen durch vermehrte Anstrengung während des Stotterns dagegen an. Dies macht sich durch eine verkrampfte Gesichtsmuskulatur bemerkbar, durch auffällige Atmung oder auch durch zusätzliche Bewegungen, die das Kind während des Sprechens mit den Armen oder Beinen ausführt. Auch werden Situationen oder Wörter vermieden, in denen das Stottern auftreten könnte oder der Blickkontakt wird abgebrochen.
Rund 5% der Jungen und Mädchen im Kindesalter stottern. Jungen sind davon dreimal so häufig betroffen wie Mädchen. Beim Großteil der Kinder treten die ersten Symptome um das dritte Lebensjahr auf. Stottern liegt vor, wenn im Redefluss bestimmte Unflüssigkeiten auftreten, wie Blockierungen, Dehnungen oder Wiederholungen von Lauten. In vielen Fällen handelt es sich jedoch um entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten, die nur vorübergehend im Kindergartenalter auftreten. Sie können vorkommen, wenn Kinder neue Worte gelernt haben, sie aber erst noch in ihre Sprechplanung integrieren müssen. Eine Strategie ist es dann, Pausen oder Wiederholungen von mehrsilbigen Wörtern einzubauen. Stotternde Kinder hingegen wiederholen zumeist einzelne Silben oder Laute.
Wenn das Stottern länger als sechs Monate bestehen bleibt oder die Eltern bemerken, dass das Kind dagegen ankämpft bzw. ein Vermeidungsverhalten zeigt, sollte das Kind möglichst bald eine Sprachtherapie erhalten. Generell sollte aber vorab bei Sprachauffälligkeiten ein HNO-Arzt hinzugezogen werden. Er überprüft das Gehör und kann beurteilen, ob Hörbeeinträchtigungen die Sprachentwicklung beeinträchtigen.