Bei Schnupfen sollen abschwellende Nasensprays und -tropfen bewirken, dass sich die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut zusammenziehen, so dass der Betroffene wieder besser durch die Nase atmen kann. Das ist bei akuten Erkältungen vor allem auch aus dem Grund erwünscht, damit die Nasennebenhöhlen besser belüftet werden und sich trotz der Atemwegsinfektion nicht entzünden. Werden abschwellende Nasensprays oder Nasentropfen allerdings über einen längeren Zeitraum (> 10 Tage) bzw. dauerhaft angewendet, kann es auch zu einer Schädigung der Nasenschleimhaut kommen.
Trotzdem unterschätzen viele Menschen nach einer Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) das Risiko von abschwellenden Nasensprays. Für die repräsentative Umfrage hatte Forsa 1.000 Menschen befragt. Jeder Achte sagte, er habe abschwellendes Nasenspray schon einmal länger als empfohlen eingesetzt. Bei den 18 bis 25 Jahre alten Befragten setzte sogar jeder Fünfte die Mittel übermäßig lange ein. Insgesamt 40% der Befragten gingen davon aus, abschwellende Sprays bis zu zwei Wochen oder länger ohne gesundheitliche Gefährdung benutzen zu können. 4% hielten sogar eine unbegrenzte Verwendung für unbedenklich. Tatsächlich können die Sprays und Tropfen mit abschwellender Wirkung aber zu einer Abhängigkeit führen. Nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen gibt es bereits 100.000 "Nasenspray/tropfen-Süchtige" in Deutschland.
Physiologisch gesehen verursacht die Anwendung von abschwellenden Nasenspray bzw. -tropfen über längere Zeit eine Rückbildung der Bindungsstellen für einen der im Spray enthaltenen Wirkstoffe (Alpha-Sympathomimetikum), so dass die Dichte an den so genannten Alpha-Rezeptoren in der Nasenschleimhaut abnimmt. In der Folge schwillt die Schleimhaut ohne Einnahme des Sprays bzw. der Tropfen gar nicht mehr ab, der HNO-Arzt nennt dieses Krankheitsbild Rhinitis medicamentosa oder Privinismus. Im weiteren Verlauf kann es zu einer so genannten atrophischen Veränderung der Nasenschleimhaut kommen, wobei diese zunehmend verkümmert und schwindet (Rhinitis atrophicans). Vor einer längeren Anwendung von derartigen Nasensprays/tropfen muss daher gewarnt werden. Nicht umsonst sind abschwellende Nasensprays bzw. -tropfen in Deutschland apothekenpflichtig und garantieren nur bei bestimmungsgemäßen Gebrauch, die Gesundheit des Anwenders nicht zu gefährden. Bei jeder länger anhaltenden Behinderung der Nasenatmung sollte daher der HNO-Arzt zur weiteren Abklärung konsultiert werden.