Ein einwöchiges, intensives Retraining-Programm hilft vor allem Tinnitus-Patienten, die stark unter den Ohrgeräuschen leiden. Dies zeigte eine aktuelle Studie der Berliner Charité, deren Ergebnisse im Fachmagazin „Audiology & Neurootology" veröffentlicht wurden. Um die Wirksamkeit der Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) zu untersuchen, rekrutierten Claudia Seydel und ihre Kollegen 237 Patienten mit einem mindestens drei Monate anhaltenden Tinnitus. Viele der Probanden litten schon über zwei Jahre an den Ohrgeräuschen, 151 davon beidseitig. Die TRT dauerte 7 Tage und bestand aus Elementen wie dem Erlernen einer Entspannungstechnik (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen), Akustischer Therapie, Physiotherapie, Schulung, Trainieren der Lenkung der selektiven Aufmerksamkeit sowie Veränderung der Einschätzung, der mentalen Haltung und dem Verhalten gegenüber dem eigenen Tinnitus. 192 der Patienten erhielten die TRT, die übrigen waren auf einer Warteliste und dienten vorläufig als Kontrollgruppe.
Mithilfe verschiedener standardisierter Testverfahren und Fragebögen wurden Stressfaktoren und die individuelle Tinnitus-Belastung vor der Therapie, direkt danach sowie nach 3, 6 und 12 Monaten ermittelt. In der Kontrollgruppe änderte sich der Schweregrad des Tinnitus über drei Monate nicht, während in der TRT-Gruppe die Beeinträchtigungen deutlich abnahmen. Im Langzeitverlauf bis zu 12 Monaten zeigte sich ein anhaltender günstiger Effekt der TRT. Vor allem bei Tinnitus-Patienten mit starker Stressbelastung hielt die Besserung über ein Jahr an. Zeigten die Testpersonen zu Studienbeginn eine deutlich depressive Symptomatik, so konnte auch diese mit dem Retraining gebessert werden.
Das Fazit der Wissenschaftler: Mit einer intensiven 7-tägigen TRT lassen sich langfristig allgemeine und krankheitsspezifische Belastungen eines chronischen Tinnitus wirksam vermindern, wobei Patienten, die stark unter dem Tinnitus litten, am meisten profitierten.Quelle: HNO-Nachrichten, medizin-online.de
