Patientinnen, die unter Magersucht litten, scheinen gegenüber gesunden Frauen ein verändertes Geschmacksempfinden zu haben. Wissenschaftler der Universität Pittsburgh fanden heraus, dass die Essstörung eine Verringerung der Aktivität derjenigen Gehirnregion mit sich bringt, die auf Geschmacksreize reagiert.
Die Forscher untersuchten dazu die Gehirnaktivität von 16 Frauen, die eine Magersucht überwunden hatten, mit der von 16 gesunden Frauen mittels eines speziellen bildgebenden Verfahrens, der so genannten funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT). Dabei verglichen sie die Reaktionen auf einen angenehmen Geschmack wie Zucker und auf einen neutralen Geschmack wie Wasser. Bei den Frauen, die an einer Essstörung erkrankt gewesen waren, zeigte sich sowohl beim Zucker als auch beim Wasser eine stark verminderte Reaktion in derjenigen Gehirnregion, die darüber mitbestimmt, ob ein Geschmack angenehm ist. Während bei den gesunden Frauen ein deutlicher Zusammenhang zwischen einem angenehmen Geschmack und der Aktivität der betreffenden Hirnregion zu beobachten war, fehlte diese Korrelation bei den Patientinnen, die magersüchtig gewesen waren.
„Wir wissen, dass diese Gehirnregion und die umgebenden Areale auch eine entscheidende Bedeutung bei der eigenen Beurteilung der körperlichen Verfassung haben", erklärt Dr. Walter Kaye, einer der Hauptautoren der Studie. Dieser hirnphysiologisch bedingte Mangel in der Wahrnehmung des eigenen Körpers könnte bei Magersüchtigen dazu beitragen, dass sie ein verzerrtes Bild ihres Körpers haben, die Folgen einer Fehlernährung an sich nicht bemerken und oftmals das Gefühl haben, ihren Zustand nicht ändern zu müssen.