Lagerungsschwindel: zügige Diagnose und Behandlung ist wichtig

Einem attackenartigen Drehschwindel , der oft nach unbewussten Bewegungen im Schlaf auftreten kann, liegt meistens ein so genannter gutartiger Lagerungsschwindel zugrunde. „Bei dieser Erkrankung handelt es sich um die häufigste Schwindelerkrankung überhaupt“, so Prof. Dr. Leif Erik Walther aus Sulzbach (Taunus). Ursache ist eine Ablösung von kleinen Steinchen, den so genannten Otokonien im Gleichgewichtsorgan. Diese kleinen, „Kristalle“ gelangen bei bestimmten Kopf- und Körperbewegungen, beim Aufstehen, Hinlegen oder nächtlichem Drehen im Bett in die so genannten Bogengänge des Innenohres und verursachen dort einen sehr heftigen Drehschwindel. „Der Drehbeschleunigungssensor in den Bogengängen wird bei dieser Erkrankung urplötzlich wie ein Schalter umgelegt. Dabei entstehen heftige Schwindelempfindungen, die mit Übelkeit und einem länger andauerndem Gefühl der Unsicherheit und des Schwankens einhergehen können“, erklärt Prof. Walther. Der HNO-Arzt aus Sulzbach (Taunus) sowie der Chemiker Prof. Dr. Rüdiger Kniep aus dem Max-Planck-Institut für chemische Physik fester Stoffe in Dresden arbeiten gegenwärtig an der Entschlüsselung der Ursachen dieser Erkrankung. „Wir versuchen, an so genannten künstlichen Otokonien nachzuvollziehen, was sich im menschlichen Körper ereignet. Ohrsteinchen sind Bestandteile der Schwerkraftorgane im Innenohr. Beim Lagerungsschwindel funktionieren diese Schwerkraftorgane nicht mehr richtig, weil die Steinchen beschädigt sind. Sie verlieren dann den Kontakt zum Schwerkraftorgan, gelangen in die Innenohrflüssigkeit und von dort in die nahe gelegenen Bogengänge“ berichtet Prof. Walther. Die verirrten Steinchen können mit verschiedenen Methoden wieder aus den Bogengängen herausgeholt werden. Oft hilft beispielsweise ein gezieltes Lagerungsmanöver von Kopf und Körper. „Voraussetzung ist eine richtige und zügige Identifizierung der Erkrankung. Denn vor allem ältere Personen sind sturzgefährdet, wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und frühzeitig behandelt wird. Der betroffene Patient sollte am besten einen HNO-Arzt konsultieren. Dieser beherrscht Diagnose- und Therapieverfahren, um den Patienten zügig zu helfen“, so Prof. Walther. Quellen:

  • Walther, L. E., et al., Detection of human utricular otoconia degeneration in vital specimen and implications for benign paroxysmal positional vertigo, Eur Arch Otorhinolaryngol, 2013 Otology, DOI 10.1007/s00405-013-2784-6
  • Walther, L. E., et al., Gentamicin-induced structural damage of human and artificial (biomimetic) otoconia, Acta Oto-Laryngologica, 2013, DOI 10.3109/00016489.2013.849384
  • Walther, L. E., et al., The Inner Structure of Human Otoconia, Otology & Neurotology, 2013

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