Die täglichen Gläser Wein oder Bier zum Feierabend steigern nach einer neuen Studie deutlich das Krebsrisiko. Eine europäische Untersuchung bestätigt, dass schon kleine Mengen regelmäßig konsumierten Alkohols die Gefahr für bösartige Tumoren in der Mund- und Rachenhöhle, an den Stimmbändern, in der Speiseröhre sowie an Darm und Leber deutlich erhöhen.
Unsere Daten zeigen, dass viele Krebserkrankungen hätten vermieden werden können, wenn der Alkoholkonsum bei Männern auf zwei Getränke täglich und bei Frauen auf ein Getränk täglich beschränkt worden wäre. Das entspricht auch den Empfehlungen vieler Gesundheitsorganisationen, erläutern die Autoren der Studie, darunter auch deutsche Wissenschaftler. Selbst noch geringere Mengen könnten Krebs auslösen. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „British Medical Journal". Zur Orientierung in Bezug auf die Dosis empfiehlt Manuela Bergmann, vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam und Mitautorin der internationalen Studie, die in der Gastronomie übliche Einheit eines Getränks: für ein Bier zum Beispiel die 0,33 Liter-Flasche, bei Hochprozentigem ein Schnapsglas mit wenigen Zentilitern.
Laut der Studie kann im Schnitt derzeit jede zehnte Krebserkrankung bei Männern und eine von 33 bei Frauen auf Alkoholkonsum zurückgeführt werden. Die Deutschen führen die Rangliste derer, die mehr Alkohol trinken als für sie gut ist, an. 43,8% der deutschen Männer im mittleren Alter liegen demnach über dem Limit, gefolgt von den Dänen und den Briten. Bei den Frauen ist die Reihenfolge genau gleich.
Für das Jahr 2008 führten die Wissenschaftler bei 57.600 Männern Krebserkrankungen auf Alkoholkonsum zurück. 33.000 von diesen Untersuchten tranken mehr als zwei Gläser pro Tag. Bergmann zufolge verdeutlichen diese Zahlen: Auch noch weniger Alkohol steigert schon das Krebsrisiko. Immerhin sind 20% der alkoholbedingten Krebsfälle auf weniger als ein Glas Alkohol zurückzuführen.
Mitautor Prof. Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg schätzt die Dunkelziffer noch höher: Die Studie basiert zwar auf einer sehr großen Stichprobe - aber es kann durchaus sein, dass notorische Trinker nicht darunter sind. Demnach kann das Krebsrisiko in der Realität noch höher sein. Zumal sich die Angaben auf alle Krebsarten beziehen. Berechnet auf die Arten, bei denen ein kausaler Zusammenhang von Alkoholkonsum und Krebs vermutet wird, ist der Anteil ebenfalls deutlich höher.
Die Untersuchung ist Teil einer Langzeitstudie zum Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs (European Prospective Investigation of Cancer, EPIC). Daran nehmen mehr als 360.000 Probanden aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden, Griechenland und Dänemark teil. Die Studie war in den 1990er Jahre begonnen worden. Die Menschen trinken heute sogar noch mehr, und das könnte dazu führen, dass noch mehr alkoholbedingte Krebserkrankungen auftauchen, warnt Mitautorin Naomi Allen von der Universität Oxford.
Quellen: http://www.bmj.com/content/342/bmj.d1584, dpa