Jedes 300. Kind kommt mit Hörstörungen zur Welt. Aufgrund des seit Januar 2009 gesetzlich vorgeschriebenen Hörscreenings für Neugeborene werden Schäden heute früh erkannt und können meist durch das Tragen von Hörgeräten behoben werden.
Hochgradig schwerhörigen Kindern kann der Einsatz eines Cochlea-Implantats (CI) helfen. Schon ab 8 Monaten können Babys operiert werden. Das CI übernimmt die Funktionen des Trommelfells, der Gehörknöchelchen und der Sinneszellen des Innenohrs. Es ist also für die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Impulse zuständig, die über den Hörnerven an das Gehirn weitergeleitet werden.
Das Implantat besteht aus zwei Teilen. Einer wird unter der Kopfhaut des Patienten hinter dem Ohr am Knochen befestigt. Dies geschieht durch eine Operation unter Vollnarkose. Von diesem Implantat gehen Elektroden ab, die in die Hörschnecke (Cochlea) eingeführt werden. Sie ersetzten die Funktion der hochsensiblen Haarzellen, die für die Erkennung von hohen und tiefen Tönen zuständig sind. Durch einen Magneten ist das eingesetzte Implantat mit einem Sprachprozessor verbunden, der hinter dem Ohr getragen wird. Er nimmt durch ein Mikrofon Schallwellen auf, wandelt sie in elektrische Signale um und funkt diese an das Implantat. Hier gelangen sie zu den Elektroden, die sie an den Hörnerven leiten.
Ein CI ist vor allem für Kleinkinder sinnvoll, die noch nicht sprechen können, und für Erwachsene, die ihr Hörvermögen komplett verloren haben. So ist es möglich, dass die meisten taub geborenen Kinder mit Hilfe eines CI eine ganz normale Regelschule besuchen und später einen regulären Beruf ergreifen können. Dieses hat natürlich auch eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Menschen, die bis zu ihrem 15. Geburtstag das Sprechen nicht gelernt haben, werden es wohl nie können, meint Dr. Annerose Keilmann, Leiterin des Schwerpunktes Kommunikationsstörungen von der HNO-Klinik der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Noch wichtiger für die Fähigkeit des Sprechens ist jedoch nach Ansicht von Prof. Keilmann der siebte Geburtstag. Wer danach ertaubt, behält in der Regel seine bereits gelernte Sprache, wer jedoch vorher ertaubt, kann die bereits gelernte Sprache wieder vergessen und taubstumm werden.
Wenige Wochen nach dem Einsatz eines Cochlea-Implantats wird bei Kleinkindern und Erwachsenen mit dem logopädischen Training begonnen. Erwachsene beschreiben das wiedererlangte Hörvermögen oft als ungewohnt, mechanisch, wie durch eine Regenrinne verzerrt. Deswegen ist die richtige Einstellung sehr wichtig, nach einiger Zeit gewöhnen sich die Patienten in der Regel jedoch an das neue Hörgefühl.Bildquelle: Cochlear Deutschland GmbH & Co. KG, Hannover