Heiserkeit durch Sprechen, Singen oder im Zusammenhang mit einer Erkältung sind meist kein Grund zur Besorgnis. In der Regel kehrt die Stimme nach wenigen Tagen zurück. Doch auch psychische Belastungen, ein entzündeter Kehlkopf oder sogar Kehlkopfkrebs können die Ursache von Stimmstörungen sein. In diesen Fällen ist eine genaue Diagnose und eine gezielte Therapie nötig. Was aus Sicht des HNO-Arztes bei Heiserkeit und Stimmverlust zu tun ist, diskutieren Experten auf der 45. Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte vom 26. bis 29. Oktober 2011 in Mannheim.´
„Eine klare Stimme ist Ausdruck von körperlicher und geistiger Gesundheit, bei anatomisch und funktionell normalem Kehlkopf", sagt Prof. Joseph Sopko aus Basel in der Schweiz. Ist die Stimme ungewöhnlich stark beansprucht, klingt sie mitunter heiser oder versagt gänzlich. „Heiserkeit ist aber keine Krankheit an sich, sondern nur ein Symptom, vergleichbar mit anderen Symptomen wie Schmerz, Juckreiz oder Schwindel", erläutert Professor Sopko. „Einer Heiserkeit können sowohl harmlose als auch sehr ernste Erkrankungen zugrunde liegen." Heiserkeit als Symptom einer Überlastung tritt häufig bei Menschen auf, die berufsbedingt sehr viel Sprechen oder Singen müssen. Dazu zählen etwa Lehrer, Ärzte, Schauspieler, Sänger oder Pfarrer. Oft ziehen auch Erkältungskrankheiten die Stimmbänder in Mitleidenschaft. Stimmverlust, starker, anhaltender Husten und Halsschmerzen können jedoch ebenso Anzeichen für eine Entzündung des Kehlkopfes sein, Laryngitis genannt. Aber auch Kehlkopfkrebs kann Heiserkeit verursachen. An einem Kehlkopfkarzinom erkranken jährlich in Deutschland etwa 3.000 Menschen. Entscheidend sei, eine solche möglicherweise vorliegende schwere Erkrankung frühzeitig zu erkennen, betont Prof. Sopko: „Denn früh erkannt, können wir heute fast alle Kehlkopf-Krankheiten heilen, selbst Kehlkopfkrebs. Jede Heiserkeit, welche länger als drei Wochen dauert, muss daher laryngoskopisch untersucht werden."
Auch bei entzündlichen Erkrankungen des Kehlkopfes reicht Abwarten und Schonen nicht aus. Unzureichend behandelt, kann eine Laryngitis chronisch werden. Häufig führt auch Rauchen zu einer chronischen Laryngitis. In manchen Fällen löst sogar akuter oder chronischer psychischer Stress Heiserkeit aus. Angst und Aufregung, Depressionen und sogar Liebeskummer können Menschen regelrecht verstummen lassen, führt Prof. Sopko aus: „Denn die Stimme ist auch ein Spiegelbild der Seele".
Die jeweilige Therapie des HNO-Arztes muss immer eng an die Behandlung der Grunderkrankung gekoppelt und individuell auf diese abgestimmt sein: Eine überlastete heisere Stimme wird stimmtherapeutisch behandelt. Bei Kehlkopfkrebs im Frühstadium ist eine Heilung mittels Mikrolaryngoskopie und Laserbehandlung möglich. Eine durch chronischen psychischen Stress verursachte so genannte „spasmodische Dysphonie", die gepresste Heiserkeit, muss hingegen mit Botox-Injektionen behandelt werden.
Prof. Sopko empfiehlt allen heiseren Patienten die so genannte „Kehlkopfdiät": „Betroffene sollten nicht rauchen oder Alkoholkonzentriertes trinken, scharf gewürzte Speisen meiden, auf stark gekühlte als auch erhitzte Getränke verzichten, nicht zu heiß essen und die Stimme schonen." Desweiteren sei wichtig, dass auch Hausärzte die Stimme diagnostisch berücksichtigen und bei Patienten mit Heiserkeit notwendige diagnostisch-therapeutische Schritte einleiten beziehungsweise sie frühzeitig zum HNO-Arzt überweisen.
Quelle: Deutsche Fortbildungsgesellschaft der Hals-Nasen-Ohrenärzte mbH