Grippewelle 2012/13 stärker als letzte Saison

Auch wenn die Grippezeit in diesem Winter hoffentlich bald vorbei ist, raten Experten noch zur Vorsorge. "Eine Impfung würde ich auf jeden Fall empfehlen, auch jetzt ist sie noch sinnvoll", sagt der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin in Kiel, Prof. Helmut Fickenscher. Da eine jährliche Auffrischung der Impfung empfohlen werde, würden über die Jahre viele verschiedene Viren abgedeckt. Denn: Der Impfstoff wird jedes Jahr nach Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den aktuell zirkulierenden Influenza-Viren angepasst. "So wird das Risiko, an neuen pandemischen Viren zu erkranken, geringer." Prof. Fickenscher leitet auch die derzeit laufende 23. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie (GfV) und der Dt. Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) in Kiel, auf der u.a. die diesjährige Grippesaison diskutiert wird.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind seit Saisonbeginn im Spätherbst 2012 bundesweit etwa 21.200 Grippefälle gemeldet worden. Die diesjährige Influenza reiht sich laut RKI in die starken Grippewellen des vergangenen Jahrzehnts ein. Derzeit erkranken viele Leute an dem Erreger, der umgangssprachlich als Schweinegrippe bezeichnet wird. An 50% der Grippeerkrankungen in Deutschland ist dieses Virus derzeit schuld. Bei den meisten Menschen ist der Krankheitsverlauf erstaunlich mild: "Viele Patienten nehmen die Krankheit nur als kräftigen Schnupfen mit etwas Fieber war." Allerdings gebe es verstärkt Einzelfälle, bei denen die Lungen völlig versagen und herkömmliche Beatmungsmethoden nicht mehr funktionierten. "Solche Fälle sind aktuell in vielen Kliniken in Deutschland das Thema", sagt der Virologe.

Drohende Pandemie-Gefahr

Jederzeit kann ein neuer Virustamm entstehen. "Weltweit findet ständig eine Vermischung verschiedener Influenzaviren statt." Die Wahrscheinlichkeit, dass ein supergefährlicher neuer Erreger geschaffen werde, sei für das Einzelereignis sehr niedrig. "Bloß irgendwann wird es sich wieder ereignen." Alle paar Jahrzehnte gebe es daher Pandemien mit äußerst pathogenen Viren, sagt Prof. Fickenscher. Wie gefährlich solche neuen Stämme seien, lasse sich im Vorfeld sehr schlecht einschätzen. Der Experte erinnert an die Vogelgrippewelle vor einigen Jahren, an der unzählige Vögel weltweit verendet und auch Menschen gestorben sind. "Es war ein großer Glücksfall, dass das Virus sich nicht von Mensch zu Mensch übertragen hat." Etwas später erkrankten viele an der sogenannten Schweinegrippe. "In dem Virus waren Komponenten von Schweineviren enthalten, und dieses Virus hat sich in der Menschheit fantastisch gut ausgebreitet", meint Prof. Fickenscher.

Virenforschung ist wichtig

Vor gut einem Jahr erregte die Herstellung eines hochansteckenden Vogelgrippevirus die Gemüter. Wissenschaftler stoppten Anfang 2012 weltweit ihre Forschungen, unter anderem, weil Kritiker befürchteten, die Ergebnisse könnten Terroristen in die Hände fallen, die die mutierten H5N1-Viren als Biowaffen nutzen würden. Deshalb wurden Sicherheitsmaßnahmen überprüft und verändert, mittlerweile sind die Ergebnisse aber publiziert. Zu recht, findet Prof. Fickenscher: "Für die Wissenschaft ist das sehr relevant. Hier geht es um schwerwiegende Erkrankungen, und Informationen müssen verfügbar sein, um die Erkrankungen auch adäquat erkennen und bekämpfen zu können."

Impfempfehlung zur Grippe

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeimpfung unter anderem für Menschen ab 60, für Schwangere, Immunschwache und medizinisches Personal sowie für Menschen mit viel Personenkontakt. Im Gegensatz zur normalen Erkältung, die eher langsam beginnt, fühlen sich Grippepatienten plötzlich schwer krank. Typische Symptome sind starke Gliederschmerzen und hohes Fieber. Quelle: dpa; http://www.virology-meeting.de/"Virologen-Kongress 2013 in Kiel">www.virology-meeting.de

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