Abschwellende Nasensprays und Nasentropfen können schnell zur Abhängigkeit führen. Eine Verringerung der Tagesdosis, zum Beispiel in Form einer Umstellung auf Kinder-Spray, erleichtert anfangs die Entwöhnung. „Bereits nach einer Woche kommt es bei täglicher Anwendung eines abschwellenden Nasensprays zum Gewöhnungseffekt. Die Nasenschleimhaut kann sich nicht mehr regenerieren, bleibt leicht angeschwollen, die Nasenatmung ist chronisch behindert. Der Griff zum befreienden Nasenspray liegt nahe. Vor allem Heuschnupfen-Geplagte sind aufgrund ihrer während der Pollensaison dauernd verstopften Nase besonders gefährdet, in den Teufelskreis zu geraten", warnt Dr. Sylvia Schnitzer, Vorsitzende des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.
Um gegen diesen medikamentösen Schnupfen, den so genannten Privinismus, anzukämpfen, empfiehlt sich als erster Schritt zur Entwöhnung die Anwendung geringer dosierter Präparate. „Betroffene sollten nach Absprache mit ihrem HNO-Arzt eine Umstellung auf ebenfalls frei verkäufliches Kinder- und dann Säuglings-Präparate versuchen, da diese Sprays bzw. Tropfen geringere Konzentrationen an Xylometazolin, Oxymetazolin oder Phenylephrin enthalten. Natürlich ist es wichtig, die Menge der verabreichten Sprühstöße bzw. Tropfen dabei nicht zu erhöhen. Auch ist es hilfreich, die Nase täglich zu spülen. Sprüht man das abschwellende Mittel nur noch in ein Nasenloch, so kann man das andere mit dexpanthenolhaltigem Nasenspray oder einer Meersalz-Lösung behandeln und auch so zu einer schrittweisen Entwöhnung beitragen", erklärt die niedergelassene HNO-Ärztin aus Grevesmühlen. In hartnäckigen Fällen verschreibt der HNO-Arzt zur Unterstützung eventuell ein kortisonhaltiges, entzündungshemmendes Mittel, was die Ausheilung der geschädigten Nasenschleimhaut unterstützt. „So oder so klappt die Entwöhnung aber nicht von einen auf den anderen Tag. Betroffene sollten sich in Geduld üben. Mehrere Wochen dauert der Entzug in der Regel. Aber er lohnt sich. Denn ein dauernder Missbrauch kann dazu führen, dass die Nasenschleimhaut so austrocknet, dass das Gewebe abstirbt und die Nase zu stinken anfängt", betont Dr. Schnitzer.
Laut Schätzungen gibt es etwa 100.000 Menschen in Deutschland, die von abschwellendem Nasenspray bzw. Nasentropfen abhängig sind. „Stellen Sie sich, wenn Sie länger als 14 Tage abschwellende Nasentropfen verwenden, unbedingt bei Ihrem HNO-Arzt vor. Nur dieser kann genau die Ursachen Ihrer Nasenatmungsbehinderung herausfinden. Er hat auch die Möglichkeit, mit dem Laser beispielsweise die Schwellkörper der Nase zu verkleinern und so dauerhaft Abhilfe bei diesem lästigen Problem zu schaffen", resümiert Dr. Schnitzer.