Ob einem Kind die Mandeln entfernt werden oder nicht, hängt laut einer aktuellen Untersuchung bisweilen nicht nur von medizinischen Argumenten, sondern auch vom Wohnort ab. Das belegt eine Studie der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh über "Regionale Unterschiede in der Gesundheitsversorgung". Bei den Gaumenmandeln sind die Zahlen besonders auffällig. Im Kreis mit den meisten Operationen liegt die OP-Häufigkeit demnach um mehr als das Achtfache höher als im Kreis mit den wenigsten Mandelentfernungen, berichten die Autoren mit Blick auf die bundesweiten Unterschiede.
Die Daten wurden nicht nach Bundesländern ausgewertet, sondern nach Landkreisen und kreisfreien Städten. Daher kann man zwar nicht Hessen mit anderen Ländern vergleichen, wohl aber die hessischen Kreise untereinander: Die Daten zeigen, dass Mandeln in den südhessischen Kreisen Groß-Gerau, Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis halb so häufig entfernt werden wie im Bundesdurchschnitt (eine Abweichung von -30 bis -50% vom Durchschnittswert). In einigen nordöstlichen hessischen Kreisen hingegen wird die Operation doppelt so häufig durchgeführt wie im Bundesmittel (Abweichungen zwischen 50 und 100% vom Bundesdurchschnitt).
Warum dieser Unterschied? Ein möglicher Grund könnte laut der Studienautoren sein, "dass vor allem in kleineren HNO-Abteilungen von Krankenhäusern ein nennenswerter Teil des Operationsaufkommens auf Tonsillektomien (Mandelentfernungen) entfällt. Ein stärkerer Rückgang der Häufigkeit dieser Operationen kann unter Umständen die wirtschaftliche Tragfähigkeit dieser Abteilungen infrage stellen."
Quelle: Faktencheck Gesundheit dpaq.de/ZWwTU