Frühe Erkennung von Hörproblemen verhindert Entwicklungsstörungen

Der Hörsinn ist von essenzieller Bedeutung für den Spracherwerb und die psychomotorische Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern. Bis die Eltern die Schwerhörigkeit anhand der fehlenden Reaktionen der Kinder auf akustische Reize hin erkennen, können viele Monate vergehen. Die Entwicklung kann dann bereits nachhaltig gestört sein. Eine aktuelle Studie aus den Niederlanden zeigte jetzt, dass das Neugeborenen-Hörscreening, also die frühe Erkennung von Hörstörungen, Entwicklungsstörungen bei Kleinkindern verhindern kann.

In den Niederlanden wurden die Kinder früher im Alter von 9 Monaten auf eine Schwerhörigkeit untersucht, wobei der Arzt auf die akustische Ablenkbarkeit achtete. Zwischen 2002 und 2006 wurde dann nach und nach in allen Regionen des Landes ein Neugeborenen-Hörscreening eingeführt, wobei die Kinder in den ersten zwei Lebenswochen audiologisch untersucht werden. In der DECIBEL-Studie (Developmental Evaluation of Children: Impacts and Benefits of Early hearing screening, Leiden) haben Dr. Anna Korver von der Universität Leiden und Mitarbeiter die Auswirkungen untersucht. Erwartungsgemäß hatte das Screening keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Hörstörungen, die früher oder später wohl bei allen Kindern erkannt werden. Sie betrug im Screening-Arm 0,78 pro 1.000 Kinder und in der Vergleichsgruppe 0,73 pro 1.000 Kinder. Bei 263 Kindern wurde eine schwere Hörstörung diagnostiziert.

Zusätzlich verschickten die Forscher an die Eltern von 150 Kindern spezielle Fragebögen zur allgemeinen Entwicklung sowie zur Sprachentwicklung, zum Sprachausdruck und zur Lebensqualität. Hier wurden dann bei den inzwischen 3 bis 5 Jahre alten Kindern Unterschiede in der Entwicklung festgestellt. Die Kinder, deren Schwerhörigkeit bereits nach der Geburt entdeckt und deshalb früher behandelt wurde, hatten einen größeren aktiven Wortschatz und bildeten komplexere Sätze. Deutliche Vorteile bestanden insbesondere aber in der grob-motorischen und in der sozialen Entwicklung. Hier wurde auch der größte Gewinn an Lebensqualität erzielt, wie Korver berichtet. Dies zeigt den großen Nutzen der Früherkennung von Hörstörungen in Form des Neugeborenen-Hörscreenings.

In Deutschland wird das Neugeborenen-Hörscreening seit Anfang 2009 von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Quelle: Dt. ÄrzteblattAbstract: jama.ama-assn.org/cgi/content/short/304/15/1701

Bildquelle: www.pixelio.de 

 

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