Der Lehrer-Job ist anstrengend - psychisch und physisch. Stark beansprucht wird dabei auch die Stimme. Nach Angaben des Bundesverbandes für Logopädie haben mehr als die Hälfte der Lehrer im Laufe ihres Berufslebens Stimm-Beschwerden. Eine Studie der Universität Leipzig bestätigt diese hohe Anzahl: Bei über 5.300 untersuchten Lehrern aus 10 Bundesländern wiesen 40% Stimm-Probleme auf.
Vor allem Grundschullehrer sind betroffen, sie stehen den größten Klassen gegenüber.Aber auch Sportlehrer haben es nach Aussage von Experten des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Rostock besonders schwer. Studien haben gezeigt, dass der Lärmpegel im Klassenzimmer bei 62 bis 72 Dezibel liegt. Im Sportunterricht kann es Spitzen bis zu 110 Dezibel geben, was etwa einem Rockkonzert entspricht. „Da hilft es nicht, lauter als die Schüler sein zu wollen. Es ist sinnvoller, die Schüler erst mal leise zu bekommen. Kaum jemand weiß, dass ab 85 Dezibel im gewerblichen Arbeitsbereich Gehörschutz vorgeschrieben ist", betont Sportpädagogin Simone Lang.
„Es ist bedauerlich, dass in der Pädagogik-A usbildung an den Universitäten auf die Stimm-Bildung nur noch wenig Wert gelegt wird", beklagt Prof. Magnus Gaul von der Rostocker Hochschule für Musik und Theater (HMT). Lehrer könnten lernen, die Stimme zu schonen. „Ein Aspekt ist dabei das Arbeiten mit Körpersprache und die Möglichkeit, mit Stille und Schweigen den Unterricht zu steuern", sagt auch Lang. Aber auch mit Veränderungen in den Räumen, etwa einem Vlies an der Wand, ließe sich die Lage der Lehrer verbessern. Für Musikprofessor Gaul wären „demokratische Unterrichtsformen" ein Lösungsweg: „Weg vom Frontalunterricht, Gruppenbildung, stille Arbeitsphasen und Ruheräume schaffen."
Angesichts der massiven Problematik wünscht sich Monika Völz vom Lehrerhauptpersonalrat beim Schweriner Bildungsministerium die Anerkennung von Stimm-Problemen als Berufskrankheit. Lehrer, die Stimm-Probleme haben, sollten einen HNO-Arzt aufsuchen. Er kann die häufigen akuten Beschwerden behandeln, denn eine überanstrengte Stimme ist auch infektanfälliger. Bei funktionellen Stimmstörungen wird der HNO-Arzt eine „Stimm-Therapie" beim Logopäden verordnen. Dort erlernen die Betroffenen verschiedene Atemtechniken und Möglichkeiten, die Stimme schonend und dennoch kraftvoll einzusetzen.