Bei plötzlichen Hustenanfällen an eingeatmeten Fremdkörper denken

Nahrungsmittel oder andere Gegenstände, die aus Versehen in die Luftwege gelangen, können zu einem plötzlichen Hustenreiz mit anfallsartigen Hustenattacken sowie zu pfeifenden Atemgeräuschen führen. „Vor allem bei kleinen Kindern sollte man bei diesen Anzeichen immer an eine Fremdkörperaspiration denken. Nüsse, Bonbons, Fischgräten, aber auch Spielzeug-Kleinteile oder Holzspäne können beispielsweise eingeatmet, also aspiriert, werden", erklärt Dr. Jan Löhler vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Kann der Fremdkörper trotz mehrmaliger Versuche nicht ausgehustet werden, muss er in der Regel vom HNO-Arzt oder in der Klinik endoskopisch entfernt werden.

„Bei akuter Luftnot ist sofortiges Handeln gefragt. Säuglinge hält man am besten über Kopf und gibt ihnen bis zu fünf Schläge zwischen die Schulterblätter. Auch wenn's brutal klingt, die Schläge sollten fest sein, nur so lässt sich der Fremdkörper möglicherweise lösen", rät der niedergelassene HNO-Arzt aus Bad Bramstedt. Bei fehlender Besserung und weiterer Atemnot kann anschließend das so genannte Heimlich-Manöver durchgeführt werden. „Die Arme des Helfers umfassen dabei von hinten den Oberbauch des Patienten. Der Helfer bildet mit einer Hand eine Faust und legt sie unterhalb der Rippen und des Brustbeins. Mit der anderen Hand greift er die Faust und zieht sie dann ruckartig kräftig gerade nach hinten zu seinem Körper. Ziel ist es, durch die Druckerhöhung in der Lunge den Fremdkörper aus der Luftröhre zu befördern. Bei Bedarf soll das Manöver bis zu 5-mal durchgeführt werden. Der Brustkorb selbst soll dabei nicht zusammengedrückt werden", empfiehlt Dr. Löhler weiter.

Bei Anwendung des Heimlich-Manövers besteht die erhebliche Gefahr von Rippenbrüchen und inneren Verletzungen beim Patienten (z.B. Milzriss, Leberriss bei Kindern, Platzen von vorgeschädigten Gefäßen (Aneurysmen) bei älteren Patienten). „Diese Risiken müssen jedoch aufgrund der akuten Lebensgefahr durch Ersticken oder durch einen reflektorischen Herzstillstand infolge einer Reizung des empfindlichen Kehlkopf-Nervengeflechts (Bolustod) in Kauf genommen werden. Insbesondere bei Kindern unter einem Jahr sollte aber von der Anwendung abgesehen werden", warnt Dr. Löhler.

Die Aspiration von Fremdkörpern tritt vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Aber auch Patienten mit Schluckstörungen und psychisch kranke Menschen tragen ein erhöhtes Risiko. „Der beste Schutz ist die Prävention: Kleinteile, Nüsse und ähnlich gefährliche Gegenstände gehören niemals in die Reichweite von kleinen Kindern", legt der HNO-Arzt Eltern nahe.

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