Warum kann eine Mutter meist das Schreien und Weinen ihres Babys aus einer Gruppe von Säuglingen raus hören? Dieser Frage gingen jetzt Wissenschaftler der Emory University und der Georgia State University in Atlanta in einem Versuch mit Mäusen nach und entdeckten einen erstaunlichen Mechanismus: Die Töne des eigenen Nachwuchses hemmen anscheinend Neurone, die für das Hören ähnlicher Frequenzen zuständig sind.
Das Team um den Neurowissenschaftler Robert Liu spielte wachen Nagern die Rufe von Baby-Mäusen vor. Dabei überwachten die Forscher sowohl die Aktivität einzelner Neurone als auch größere elektrische Spannungsänderungen im Hörzentrum des Gehirns der Mutter. Das Gefiepe der eigenen Kleinen im Ultraschallbereich führte zu einer Hemmung bestimmter Nervenzellen. Die Folge: Vor allem jene Frequenzen, die knapp unterhalb der Rufe des eigenen Nachwuchses lagen, nahmen die Mutter-Tiere nunmehr gedämpft wahr.
Durch das Verstummen von Neuronen, die ähnliche Tonhöhen verarbeiten, wird der "neuronale Kontrast" erhöht, schlussfolgern die Forscher. Das erleichtert Mäuse-Müttern das Aufspüren ihrer Kleinen, da sie weniger durch Störgeräusche abgelenkt würden. Inwieweit dieses Phänomen auf den Menschen übertragbar ist, gilt es in weiteren Studien zu klären.