Aus der Forschung: Hohe Zahl an Speicheldrüsenzellen begründet Blutegel-Wirkung

Blutegel haben mehr Speicheldrüsenzellen als bislang angenommen und damit ein größeres Reservoir an potenziellen Heilsubstanzen für den Menschen. Wie die Zoologin Sarah Lemke von der Universität Greifswald nachwies, besitzen Blutegel rund 40.000 Speicheldrüsenzellen, deren Inhalt während des Saugaktes vollständig entleert wird. Bislang war die Forschung von rund 2000 dieser Vorratsbehälter im Blutegel (Hirudo medicinalis) ausgegangen. Die Greifswalder Wissenschaftler vermuten, dass mit dem Saugakt rund 20 verschiedene Speichelproteine in einer solch hohen Konzentration in den Körper des Wirtes gegeben werden, dass sie eine therapeutische Wirkung entfalten könnten.

Jede einzelne Speicheldrüse habe ein Volumen von 67.000 Kubikmikrometer, was etwa dem 50/1000 eines Stecknadelkopfes entspreche, sagte der Professor für Tierphysiologie, Jan-Peter Hildebrandt. Insgesamt würde bei jedem Saugakt des Egels durchschnittlich eine Menge von 1,2 Milligramm Proteine in die Wunde des Wirtes injiziert. "Wenn große Anteile der injizierten Speichelproteine sich im Kreislaufsystem des Patienten verteilen, gelangen mehr als zwanzig verschiedene Speichelproteine mit Konzentrationen zwischen 3 und 236 pmol/l in den Körper."

Bislang seien nur von einem einzigen Protein, dem Thrombin-Inhibitor Hirudin, das in der Medizin als Medikament zur Hemmung der Blutgerinnung eingesetzt wird, exakte Daten zu wirksamen Konzentrationen bekannt. Danach genügten 1 pmol/l (Pikomol pro Liter) Hirudin, um eine hemmende Wirkung auf den Blutgerinnungsfaktor Thrombin auszuüben. Aus den Daten könne geschlossen werden, dass auch die anderen 20 bislang noch nicht näher bestimmten Inhaltsstoffe in wirksamen Konzentrationen in den Körper des Patienten gelangten.

Weitere Forschungsarbeiten sollen sich nun mit einer Identifizierung dieser unterschiedlichen Speichel-Substanzen befassen. "Damit wollen wir feststellen, welche Zielmoleküle im menschlichen Körper durch die Egel-Speichelproteine erkannt und möglicherweise in ihrer Funktion verändert werden können", teilte die Universität mit. Die Forscher vermuten neben anderen blutgerinnungshemmenden Inhaltsstoffen auch solche mit antimikrobieller und anästhetischer Wirkung.Quelle: dpaStudie: http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.00738..."Opens external link in new window">http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0073809?src=email20130604CNS

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