Sind Menschen oft lustlos und ziehen sich zurück, kann das auch ein Hinweis auf Schwerhörigkeit sein. „Ein vermindertes Hörvermögen schränkt Betroffene oft so massiv ein, dass sie sich weigern, am normalen Leben in Familie und Freundeskreis teilzunehmen", erklärt Dr. Ellen Lundershausen, Vize-Präsidentin des Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Die psychischen Auffälligkeiten können von einer leichten Antriebsschwäche bis hin zu einer ausgeprägten Depression reichen. Bei schwerhörigen Kindern und Jugendlichen verschlechtern sich meist auch die Schulleistungen.
Doch häufig wird der Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und psychischen Auffälligkeiten nicht erkannt. „Ein Grund dafür ist, dass die meisten aus Scham, ihre Hörprobleme, beispielsweise beim Folgen von Gesprächen in der Gruppe, nicht zugeben möchten. Hinzu kommt, dass die wenigsten bei jungen Menschen an Schwerhörigkeit denken. Aber Hörschäden aufgrund von Lärm, z.B. durch Dauerbeschallung über Mini-Kopfhörer oder häufige Diskotheken-Besuche, haben bei Jugendlichen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Bei Senioren wird der Rückzug hingegen oft als normale Alterserscheinung oder als Demenz angesehen", erläutert die niedergelassene HNO-Ärztin aus Erfurt.
„Eltern sollten daher bei ungewohnter Introvertiertheit und vermehrtem Rückzug ihres Kindes nicht nur an seelische Probleme denken, sondern auch das Gehör beim HNO-Arzt überprüfen lassen. Ebenso sollten Angehörige die solche Veränderungen bei Familienmitgliedern beobachten, diese von einem Besuch beim HNO-Arzt überzeugen. Der HNO-Arzt kann mit verschiedenen Hörtests das Ausmaß einer möglichen Beeinträchtigung messen und bei Bedarf über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten aufklären", rät Dr. Lundershausen.