Antibiotika: WHO warnt vor zunehmenden Resistenzen

Immer mehr Bakterien und Keime werden resistent gegen Antibiotika. Hauptgrund ist laut der Weltgesundheitsorganisation WHO die zu häufige und allzu sorglose Anwendung von Antibiotika in vielen Ländern. In den EU-Ländern sterben nach Angaben der WHO-Europazentrale in Kopenhagen pro Jahr 25.000 Menschen durch Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien, die oft bei Krankenhausbehandlungen entstanden sind. Werden Antibiotika-Therapien nicht sachgerecht und lang genug durchgeführt, überleben die hartnäckigsten Keime und können sich wieder vermehren. Durch diese Auslese können Bakterienstämme entstehen, denen manche Antibiotika nichts mehr anhaben können. Im vergangenen Jahr wurden z.B. laut WHO rund 440.000 neue Tuberkulose-Fälle in fast 70 Ländern gemeldet, gegen die eine Vielzahl von Medikamenten nichts ausrichten konnte.

Forscher der Universität Cardiff entdeckten in öffentlichen Wasserstellen in Indien ein bedrohliches Resistenz-Gen von Bakterien. Der DNA-Schnipsel NDM-1 hatte sich in der Untersuchung in mehr als ein Dutzend Bakterienarten eingeschleust - darunter elf, bei denen es zuvor noch nicht gefunden worden war. Das Resistenzgen breitet sich von Indien und Pakistan aus und ist auch in Erregern für Ruhr und Cholera nachgewiesen worden, berichtet das Medizinjournal "The Lancet Infectious Diseases". "Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt, weil die Resistenz gegen vorhandene Antibiotika beispiellose Ausmaße erreicht hat und neue Antibiotika nicht schnell genug bereitgestellt werden können", erklärt die europäische WHO-Chefin Zsuzsanna Jakab. Nach Angaben von Experten dauert es etwa zehn Jahre, bis ein neues Antibiotikum entwickelt ist. Die Organisation fordert daher unter anderem von den einzelnen Staaten, den Arzneimitteleinsatz zu regulieren, sowie mehr Forschung. Diese Forderung unterstützt auch die Europäische Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (Escmid). Grundlage für den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen ist Aufklärung.

Für die 53 Mitgliedsländer der WHO-Europaregion gibt es auch keine gemeinsame Statistik über Todesfälle durch Antibiotika-Resistenzen. Die Lage ist aber oft noch schlimmer als in der EU, weil es in vielen Staaten keine regulierte Anwendung antibiotischer Medikamente gibt. Als Negativbeispiel nennt die WHO, dass Antibiotika in 14 von 21 osteuropäischen Ländern ohne ärztliches Rezept frei verkäuflich sind.

Ihr HNO-Arzt wird Ihnen nur Antibiotika verordnen, wenn diese notwendig sind, um eine Ausbreitung der akuten Erkrankung zu verhindern oder eine Ausheilung chronischer Beschwerden zu ermöglichen. Wichtig ist es, verschriebene Antibiotika immer entsprechend den ärztlichen Vorgaben einzunehmen. Vertrauen Sie Ihrem Arzt!

Quellen: who.int; dpa 

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